• Martin Roland deposited Martin Roland: Erzählstrategien der Bildprogramme zur ‚Weltchronik‘ in the group Group logo of Medieval ArtMedieval Art on Humanities Commons 3 months, 3 weeks ago

    Der Beitrag untersucht das Verhältnis des Bildprogramms zur Weltchronik des Rudolf von Ems zu anderen Bildprogrammen von volkssprachlichen Weltchroniken.
    Es gibt keinen für Rudolf von Ems typischen Illustrationsmodus. Weder Rudolf noch irgendeine andere Weltchronik hat eine derart individuell ausgeprägte und von der biblischen Grundlage sich abhebende Erzählstruktur, dass eigene Bild-Erzählstrategien hätten entwickelt werden müssen.
    Einerseits dienen Frontispize und große, oft doppelspaltige und doppelregistrige Miniaturen als zusammenfassende Illustration zu Erzähleinheiten, luxuriöse Goodies, Orientierung im Buch und Ausgangspunkte für die im Kopf entstehenden Bildgeschichten, wenn man den Text vorgelesen/nacherzählt bekommt. Andererseits verbinden sich viele kleine, oft einspaltige Illustrationen bzw. Randillustrationen zu üppig erzählenden Sequenzen.
    Zwischen 1270 und 1330 entstehen Bildprogramme, für Rudolf werden sogar verschiedene Illustrationstypen ausprobiert. Schon vor 1320 entwickelt die Enikel-Werkstatt ein Programm, das dann auch auf alle anderen Texte ausstrahlt, die von ihr illustriert (und in ihrem Umfeld kompiliert) werden.
    Und ganz neu:
    Es werden Argumente beigebracht, die auf ein bisher unbeachtetes Bildprogramm zur ‘Christ herre’-Chronik hinweisen, das – wie die Enikel-Werk-statt – mit einspaltigen Darstellungen operiert.
    Welche narrativen Konzepte zur Illustration biblischer Geschichtengewählt werden, hängt nicht davon ab, ob die Bibel selbst, Rudolf, ‘Christ herre’, Enikel oder irgendein anderer Text illustriert wurde, sondern wird von den Wünschen der Auftraggeber, von den in den Werkstätten zur Verfügung stehenden Vorlagen und von der Fähigkeit, diese kreativ weiterzuentwickeln, bestimmt.